Was ist „Gewaltfreie Kommunikation“?
Wo Menschen miteinander zu tun haben, ist Sprache das wichtigste Werkzeug zur Verständigung.
Sprache an sich ist weder gut noch schlecht. Wir können sie benutzen, um Verbindung und Harmonie zu schaffen, jedoch auch zum Streiten und Verletzen.
Meistens wissen wir genau, was wir tun müssen, um zu streiten oder bei anderen Menschen Wut, Frust oder Schmerz auszulösen.
In Konfliktsituationen sind wir hingegen oft hilflos, wenn es darum geht, mit dem Konfliktpartner oder der Konfliktpartnerin in Verbindung zu bleiben.
Es lohnt sich also, zu untersuchen, unter welchen Bedingungen ein friedlicher Austausch stattfindet und welche sprachlichen Komponenten Auslöser von Streit und Gewalt sind.
Die Zutaten der Sprache
Nehmen wir ein Beispiel aus der Baubranche: Um ein Fundament zu bauen braucht man verschiedene Zutaten wie Zement, Kies, Wasser und Baustahl. Erst in einem bestimmten Mischverhältnis der einzelnen Stoffe und einer sinnvollen Reihenfolge entsteht Stabilität und Festigkeit.
Niemand würde auf die Idee kommen, die Stoffe willkürlich zu mischen.
Ähnlich verhält es sich mit unserer Sprache. Wenn man die unterschiedlichen „Zutaten“ der Sprache, man denke an Schuldzuweisungen, Gefühle, Vorwürfe, Bedürfnisse, Interpretationen, Beobachtungen, Forderungen und Wünsche in einem ungünstigen Verhältnis mischt, kommt es eher zu einem eskalierenden Machtkampf, als zu einem einvernehmlichen Gespräch.
Woran Beziehungen scheitern
Ein fünfminütiger Konflikt kann mehrere Stunden der Klärung nach sich ziehen.
Nehmen wir als Beispiel mal eine Familie mit Vater, Mutter und Kind. Der Vater betreut den einjährigen Sohn, die Mutter geht arbeiten. Am Abend kommt sie nach Hause und sieht in der Küche den randvollen Mülleimer.
Sie geht zu ihrem Mann und sagt: „Sag mal, was machst du eigentlich den ganzen Tag? Kannst du nicht mal den Mülleimer rausbringen?“ Die Eskalation der Situation ist vorhersehbar.
Beziehungen scheitern an den immer wiederkehrenden größeren oder kleineren Konflikten.
Da nicht alle Menschen Fundamente bauen, brauchen sie das Mischverhältnis der einzelnen Zutaten für Beton nicht zu kennen.
Da aber fast alle Menschen Konflikte haben, ist es sehr sinnvoll, die einzelnen „Zutaten“ der Sprache zu kennen, um sie zielorientiert „mischen“ zu können.
Warum du im Streit zur Kriegerin wirst
Der amerikanische Psychologe Dr. Marshall B. Rosenberg hat weltweit untersucht, unter welchen Voraussetzungen Menschen bereit sind, auch in Konfliktsituationen zu kooperieren. Dabei hat er herausgefunden, dass Menschen schneller bereit sind zu kooperieren, wenn sie Verständnis bekommen und wenn der Konfliktpartner mitteilt, wie es ihm geht.
Die wenigsten Menschen haben gelernt, wie sie in Konfliktsituationen Verständnis auf eine Art und Weise ausdrücken können, die Verbindung schafft. Häufig kommen in Stresssituationen Worte zum Einsatz, die als Vorwurf, Schuldzuweisung und Mangel an Respekt verstanden werden.
Wenn Menschen meinen, dass sie angegriffen werden, reagieren sie häufig mit Gegenangriff, Verteidigung, Anpassung oder Schweigen.
Der Schlüssel für jeden Konflikt!
Dr. Marshall B. Rosenberg hat eine Haltung und eine Methode entwickelt, die es dem Konfliktpartner oder der Konfliktpartnerin erleichtert, Verbindung zu spüren. Somit ist der andere eher dazu bereit, zuzuhören und zu kooperieren. Dies nannte er „Gewaltfreie Kommunikation“.
Die Grundhaltung auf einen Satz reduziert lautet : „Alles, was Menschen tun, tun sie aus einem guten Grund!“. Ein Beispiel: Die Mutter schreit den Vater an: sie tut dies aus dem guten Grund, weil sie gehört werden möchte. Das Schreien ist nicht okay, der gute Grund – „gehört werden wollen“ – ist es hingegen absolut!
Das Grundelement der „Gewaltfreien Kommunikation“ sind die vier Schritte!
- Schritt: Wahrnehmung: Was habe ich gerade gehört oder gesehen?
- Schritt: Gefühl: Wie geht es mir damit?
- Schritt: Bedürfnis: Wie möchte ich behandelt werden?
- Schritt: Konkrete Bitte: Welche Handlung würde mir gerade helfen?
Im Beispiel unserer Familie würde der Vater ohne die vier Schritte vielleicht so reagieren: „Sag mal, spinnst du? Kommst hier rein, nörgelst nur herum. Wenn du den ganzen Tag zu Hause wärst, wüsstest du, was alles zu tun ist.“
Nachdem der Vater gelernt hat, die vier Schritte der „Gewaltfreien Kommunikation“ anzuwenden, würde er sagen:
- Wahrnehmung: „Wenn du fragst, ob ich nicht mal den Mülleimer rausbringen kann, oder was ich eigentlich den ganzen Tag mache …“
- Gefühl: „… bin ich total gestresst und wütend.“
- Bedürfnis, was ich brauche: „Ich möchte Wertschätzung für das, was ich den ganzen Tag tue!“
- Konkrete Bitte: „… Bitte begrüße uns als erstes, wenn du nach Hause kommst, und besprich anschließend mit mir, was noch getan werden soll – einverstanden?“
Die erste Variante sorgt eher für eine Eskalation des Konfliktes, die zweite Variante ermöglicht es der Mutter, in Kontakt zu treten und tatsächlich zuerst Mann und Sohn zu begrüßen und anschließend die anstehenden Aufgaben zu besprechen.
Fazit
In der „Gewaltfreien Kommunikation“ werden die bekannten „Zutaten“ für eine erfolgreiche und einfühlsame Sprache in einem sinnvollen Verhältnis gemischt. So wird eine solide Basis geschaffen, damit Beziehungen auch in Konfliktsituationen gelingen.
Wenn du wissen möchtest, wie du auf der Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation nach M.B. Rosenberg lernen kannst, mit Konflikten leicht und entspannt umzugehen, dann besuche mein kostenloses Onlinetraining „Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation“: Hier anmelden.
Hallo Tassilo
… dank dessen was ich hier auf deiner Webseite gelesen habe … gehe ich in mein nächstes Konfliktgespräch leichter hinein … weil ich die Hoffnung habe das gelesene anwenden zu können …
Danke & weiterhin viel Erfolg mit deiner wertvollen Arbeit
Gruß NicO
Sehr weise und gute Gedanken toll beschrieben … da Psychologie mein Hobby ist kenne ich einige Tipps schon 🙂 freue mich sehr darauf meinen Lesern bald von dir zu berichten!
Liebe Elischeba,
vielen Dank für deine Rückmeldung, deine Offenheit und dein Blog berühren mich – erstaunlich wie nah du die Menschen an dich ran lässt… bis bald, lg Tassilo
Hallo Tassilo,
ein sehr guter Artikel.
Ich wünsch dir viel Erfolg mit deiner neuen Homepage.
Herzliche Grüße aus Holzkirchen
Georg Paulus
Hey Georg,
vielen Dank für deine wertschätzende Resonanz,
wir sehen uns bald,
bis dahin lg
Tassilo